- Autor: Lyggie
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Ein halbes Jahrzehnt Vanlife XXL – 5 Jahre als „Vanlifer“ im LKW
Vanlife im LKW – von drei Vanlifern die ein(en) Laster haben – mit Special-Video am Ende des Beitrages
Vanlife: Durchschnittliche Lesezeit: SEHR VIELE (43) Minuten. Denn fünf Jahre passen nun mal nicht in 1500 Zeichen. Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit 😉
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Wir schreiben das Jahr 2017. Plötzlich und unerwartet (und sicherlich nicht ganz unbeeinflusst von irgendwelchen “Vanlifer-Youtube-Videos”) fällt uns ein, wir könnten ja mal “einfach so” einen klitzekleinen LKW mit Koffer kaufen. Und natürlich auch gleich ausbauen, um damit dann schließlich durch die Lande zu ziehen. Ich glaube, man nennt das in neudenglisch “Vanlife”, oder so ähnlich. Nicht mal im Ansatz ahnen wir zu diesem Zeitpunkt, auf was wir uns da einlassen. Wir stellen das olivgrüne Gefährt also omnipräsent vor unsere Haustür und legen los. Was wir dabei hauptsächlich lernen, ist dass es im Ausbau immer irgendwelche “Dingsda´s” gibt, die wir unbedingt brauchen, aber von denen wir nicht mal im Ansatz wissen, wie das Dingsda nun heisst.
Ein nicht unbeträchtlicher Zeitanteil des Ausbaus geht also demnach für Recherche drauf.
Das halbe Dorf kommt vorbei – Vanlife
Wir muckeln also gefühlt 24/7 vor uns hin. Und haben wir vorher in den zehn Jahren in Holtensen kaum jemand außer den direkten Nachbarn gekannt, plötzlich kommen sie alle vorbei und wollen mal schauen was wir da so treiben. Mehr als einmal kommt das Statement auf, wir würden das Haus sicherlich nun verkaufen und nur noch im selbstgebauten Mobil leben wollen, was wir dankend abwinken. Denn schließlich sieht unser Plan ja gänzlich anders aus. Nur den aus unserer Sicht viel zu kalten Wintern hier wollen wir mit dem Fahrzeug nun als künftige Vanlifer entkommen. So ist es angedacht.
Ausbau, Welpenbespaßung und Zeitverschwendung
So gehen nun viele viele Monate ins Land. Monate in denen wir gut vorwärtskommen und Monate in denen außer Recherche nicht viel läuft. Wir lernen neue Leute kennen, die uns auch mit guten Ideen für unser Fahrzeug weiterhelfen. Und wir sind das erste mal – animiert vom Hörensagen – mit unserem Fahrzeug (zu der Zeit gab es nur den Ofen und ein provisorisch zusammengezimmertes Trennklo im Koffer) auf einem sogenannten “Treffen”. So werden halt diese Zusammentreffen von Menschen mit großen speziellen Wohnmobilen genannt. Leider jedoch haben Massenveranstaltungen, wo die meisten Vanlifer sich gut amüsieren können und anscheinend auch alle anderen kennen auf uns immer nur eine Wirkung: Wir langweilen uns zu Tode. Es regnet in Strömen. Wir wollen eigentlich die knappe Zeit bis zum Herbst lieber in den Ausbau investieren. Also fahren wir vorzeitig nach Hause zurück und bauen weiter. Bis zum Ende des Monats November ist jeder Tag von morgens bis Abends damit gefüllt, die noch kleine Luna zu bewegen und zu bespaßen und so viel zu schaffen, wie nur in einen Tag hineinpassen kann. Bis es am zweiten Dezember dann endlich losgeht auf unsere allererste Fahrt in den Süden.
Am Lieblingssee in Portugal
Im Steyr 680 am Meer.
Mit dem Steyr 680 an “geheimen” Orten.
2. Dezember 2017 bis 1. Dezember 2018 – Vanlife für Anfänger
Kalt!
Am zweiten Dezember 2017 starten wir endlich ins große Abenteuer und fahren bis nach Wetzlar zu Bekannten. Abenteuer deshalb, weil wir nie zuvor gecampt hatten und davon absolut keine Ahnung haben. Die erste Nacht im Steyr bringt dann eine Kältewelle mit Schnee. Als wir am Abend schlafen wollen, gelingt es uns nur, wenn wir mehrere Decken übereinanderstapeln.
Denn wir haben nur den eben angeheizten Holzofen – der über Nacht natürlich ausgeht -aber keine Standheizung. Und nur einfachverglaste Schiebefenster, bei denen die Kälte nur wenig Schwierigkeiten hat, einzudringen. Kurz: wir haben vorher nie und danach nie wieder so sehr gefroren wie in diesem Moment. Am nächsten Morgen wollen wir nur noch eins: So schnell wie möglich ins Warme!
Wir fahren mautfrei
Weil nach dem Ausbau unsere Reserven ziemlich erschöpft sind, haben wir uns vorgenommen dieses mal weitgehend mautfrei und durch noch annähernd warme Zonen zu reisen. Während es in Frankreich mitten durch das Land größtenteils so funktioniert, wird es in Spanien schon schwieriger, denn im Inland ist es schon so richtig knackig kalt geworden.
Wir hangeln uns also durch Nordspanien über bereits schneebedeckte Berge und frieren uns in der Fahrerkabine des Steyr die Füße ab, denn es zieht aus sämtlichen Ritzen der Motorabdeckung wie Hechtsuppe hinein, die wir schließlich mit Panzerband abkleben. Funktioniert! Und schließlich sind wir in Portugal angekommen und das Frieren gerät in Vergessenheit.
Stromladeprobleme und ungewollte Schwangerschaft
Wir treffen Andre und Tanja, von denen die Elektroanlage des Steyr stammt. Erstens, weil wie sie eh kurz besuchen und kennenlernen wollten, wo wir mal da sind und zweitens weil wir plötzlich während der Fahrt nicht mehr laden können. Andre kann das Problem lösen, während am nächsten Platz ein weit schwerwiegenderes Problem auf uns wartet.
Denn Luna ist seit ein paar Tagen das erste mal läufig und wir machen den großen Anfängerfehler, sie mit einem kastrierten Rüden frei am Strand rennen zu lassen. Es gibt aber leider an diesem Strand auch noch einen unkastrierten Rüden, der wirklich alles andere als nur mit ihr rennen will. Und seinen urplötzlich vor uns stehenden Besitzer der uns instant böse anschreit: “Wo denn jetzt sein Hund sei, Wir dürfen hier nicht stehen, er ruft sofort die Polizei.”
Ich fühle mich bei der anschließenden Suche nach Luna, als würde ich über brennende Erde gehen. Die Bekannte, die auch dabei ist, erklärt dem Mann zwar, dass wir unseren Hund suchen und dann wieder abfahren, er will sich dennoch nicht beruhigen. Irgendwann finden wir Luna dann in eindeutiger Stellung mit dem anderen Hund und bringen sie zurück zum Steyr. Das ist mein erster Eindruck von Portugal. Ich will hier nur noch weg. Mindestens Kategorie Zwei der Worst Days als angehende Vanlifer.
Die große Entscheidung
Der Rest des Aufenthaltes verläuft dann glücklicherweise viel angenehmer. Und irgendwann während dieses Winteraufenthaltes entsteht die Frage in uns, was uns jetzt und hier eigentlich von zu Hause fehlt. Uns fällt nichts ein. Wir fühlen uns pudelwohl und schließlich wird der Entschluss gefasst, im neuen Jahr zugunsten eines neueren, besseren Reisemobiles das Haus zu verkaufen.
Entrümpelt und verkauft in vier Monaten
Nach der Rückkehr nach Deutschland Anfang Mai setzen wir uns also sogleich in Bewegung und werden alles los, was künftig nicht mitkommen soll. Da dieser Umstand nun mal auf fast alles zutrifft, freuen sich Freunde, Ebay-Käufer und ein täglich besuchtes Sozialkaufhaus über all die Dinge, die wir nicht mitnehmen wollen. Weil wir keine Lust haben, große Erklärungen zu einem Haus abzugeben zu dem wir so gar keinen Bezug mehr haben und es für uns kostenlos ist, besorgen wir uns einen guten Makler.
Wir lassen ihm freie Hand bei Verhandlungen und ziehen uns zu diesen Zeiten meist an ruhigere Orte zurück. Anfang September nehmen wir nach erfolgtem Verkauf des Hauses an ein begeistertes junges Paar unsere Reise zurück in den Süden auf.
Wir finden “geheime” Plätze – zurück in Portugal
Zuerst gönnen wir uns einen ausgiebigen Abstecher in unsere geliebte Bretagne, bevor es dann wieder zurück nach Portugal geht. Nachdem wir an diversen portugiesischen Stauseen wieder auf bekannte Gesichter treffen, fahren wir dieses mal auch ganz neue Orte an.
Ich mache mir einen Spaß daraus und finde Plätze, die ein paar uns damals näher bekannte Vanlifer mit Blog “streng geheim” halten, um die sie aber gleichzeitig auch einen visuellen Riesenhype in sozialen Medien machen. Eindeutige Landmarken auf Bildern sind in Verbindung mit Google Maps eben einfach Klasse. Und so kommen wir zu diesem nächsten Platz, wo wir dann von Mitte November an völlig alleine stehen – und im Dezember immer noch sind. Mitten in der Natur am Wasser, bei herrlichem Sonnenschein und bestem Internetempfang.
Dass wir dort sind – so erfahren wir von gemeinsamen Bekannten – missfällt den Geheimniskrämern wohl ziemlich, obwohl sie selbst zu dieser Zeit gar nicht in Portugal, sondern in Marokko sind. Irgendwie amüsiert uns das im Nachhinein ein wenig, wie wichtig sich manche doch nehmen.
Ein wunderbares Plätzchen haben wir da. Auch wenn das nicht allen so gefällt.
Im ersten Winter besuchen wir mit dem Steyr 680 auch Almeria.
Innerhalb von vier Monaten sind wir unser Haus nebst Inhalt komplett los.
2. Dezember 2018 bis 1. Dezember 2019 – Portugal und Hasloch
Umzug unserer Homepage und Aussicht auf unser künftiges Mobil
Bis März verweilen wir am schönen menschenleeren Platz am See. Erkunden die Gegend. Machen tausende Sonnenuntergangsfotos. Steigen von unserer alten Homepage Weltenbummlerinnen.de mit Hindernissen, die wir aus Unwissen selbst verursachen auf Allzeit-Bereift.de um. Zum Glück gibt es Fachleute die in solchen Fällen helfen. (Nein, wir sind weder Programmierer, weil wir diesen Blog haben, noch Landwirte, weil wir mal ein Steak essen wollen) Und wir telefonieren erfolgreich mit Tobi Teichmann von 4wheel24.
Er sagt, er hat genau das richtige Fahrzeug für uns. Klingt Prima! Wir werden uns schnell handelseinig und bekommen überraschenderweise sogar die Einladung, vor Ort in Hasloch unseren Koffer auszubauen! Besser kann man es nicht haben. Das neue Reisemobil wird also mit und bei 4Wheel24 entstehen. Wir kündigen uns also für Anfang Mai 2019 beim Tobi in Hasloch an und freuen uns 🙂
Das Steckachsendilemma des Steyr
Als es dann wieder mal zum Einkaufen gehen soll, ereilt uns das Dilemma. Beim Einbiegen in die Hauptstraße bricht mit einem sehr unschönen Geräusch eine der Steckachsen unserer Antriebsachse. Urghs! Mit Mühe und Not schaffen wir es irgendwie in die Werkstatt, wo uns einige Zeit später dann zu unserem großen Glück fachmännisch geholfen werden kann.
Aber das Gefühl ist mehr als unschön. Dieser Moment gehörte sicherlich zu unseren Negativhighlights im bisherigen Wohnmobilleben. Wir müssen zwei Wochen auf eine neue Achse aus Belgien warten. Da die Werkstatt die Hinterachse stillgelegt hat, schalten wir Allrad ein und können so wenigstens am nahen See auf die Reparatur warten.
Als die Achse dann repariert und das Differential gereinigt ist, müssen wir uns eine Weile am Meer erholen, bevor wir uns auf den Weg nach Hasloch machen.
Hasloch
Irgendwie geht die Rückreise dieses mal sehr fix. Ich weiß auch nicht woran das liegt. Und von Anfang an fühlen wir uns in Hasloch aufgenommen wie in einer großen Familie. Wir parken den Steyr an einer strategisch guten Stelle, gleich neben dem Ausbauplatz unseres Koffers und sind die nächsten Monate voll beschäftigt mit unserem Ausbau.
Während Meli baut, bin ich Supporter, Hundebeweger und Kurierdienst in einer Person. Den ganzen Tag renne ich vom Koffer in irgendeine Werkstatt und wieder zurück, weil mal passende Schrauben und ein anderes mal irgendein anders “Dingsda” (Du erinnerst dich an das Dingsda?) fehlen. Und so vergehen die Monate. Im Oktober finden wir nach langer, nerviger Suche endlich einen Käufer für das Fienchen, der es Ende Februar abholen wird – so lange brauchen wir es definitiv noch zum Bewohnen.
Für die Suche nach einem Käufer haben wir sogar auf einem dieser langweiligen Treffen herumgestanden
Die Idealvorstellungen jedes Vanlifers. Manchmal so, manchmal auch schlechter. Tauschen wollen wir trotzdem nicht.
2. Dezember 2019 bis 1. Dezember 2020 – Hasloch, Irrsinn Everywhere und Portugal
Jede Menge chinesische Ente und adieu Steyr
Die Pearl steht währenddessen neben unserem Koffer und schaut sich unser lustiges Treiben an, bis sie im November 2019 schließlich selbst zur Aufhübschung in die Werkstatt gerufen wird.
Die Weihnachtsfeiertage kommen, und weil gerade Betriebsferien sind, wird auch unser Koffer vom Tobi im Warmen geparkt, so dass wir beim Werkeln weniger frieren müssen und unsere gesamte Trinkwasseranlage fertigstellen können.
Und so endet 2019 und 2020 beginnt. Ruhig, voller Arbeit und mit jeder Menge Ente mit Nudeln vom Chinesen in Wertheim und netter Gesellschaft vom Peter, der auch gerade sein Fahrzeug beim Tobi in Bearbeitung stehen hat, vergeht so ein Tag nach dem anderen.
Fahrzeughochzeit Black Pearl & Blauer Elefant
Am 14. Februar werden unser ausgebauter Koffer und das Fahrzeug final zu einem Teil “verheiratet” und wir sind einen ganz großen Schritt näher an unsere Abfahrt herangekommen. Am selben Tag wird auch der Blaue Elefant verheiratet und später lernen wir Octavia, Matthias, Malia und Hundchen Leon kennen, die nun am alten Stellplatz des Steyr stehen und auf die Fertigstellung ihres Elefanten warten. Ende Februar ziehen wir mit patschnassen Füßen im Schneetreiben vom Steyr in die Pearl um, weil der Steyr am nächsten Tag vom neuen Eigentümer abgeholt wird. Mittlerweile sind wir am Ende aller Kräfte angekommen und gehen sprichwörtlich auf dem Zahnfleisch. Nur der Gedanke an die kommende baldige Fahrt in Richtung Portugal hält uns hoch.
Der Irrsinn beginnt
Irgendwann in dieser Zeit sagt Meli, sie werden die Grenzen schließen. Nein, sage ich und winke ab. Schließlich gab es das noch nie. Und schließlich wollen wir demnächst in den Süden, nach Portugal durchstarten. Uns erholen. Nur noch schnell das Linoleum auf den Fußboden kleben, die Dusche machen wir später fertig. Dann soll es losgehen. Endlich.
Und dann kommt der Morgen an dem Portugal seine Grenzen dichtmacht. Ich kann es nicht fassen. Zur Erklärung: Wir sehen seit mindestens zwanzig Jahren kein Fernsehen mehr, wenngleich wir noch Nachrichten – Mainstream und Unabhängige – über das Internet abrufen.
Zeitgleich wissen wir um die gerade kommende Wahlsituation in Amerika. Für uns ist instant klar, dass diese Situation a u c h damit zusammenhängt, denn wie sich später erweisen wird, lässt sich die Wahl mit Briefwahlstimmen ganz formidabel in die von einigen Protagonisten gewünschte Richtung lenken. Kurz: auch wenn uns damals noch nicht in vollem Umfang klar ist, wozu dieses ganze aufkeimende Szenario dient, wissen wir dennoch beide sofort instinktiv sehr sicher, dass das ganze zum Himmel stinkt.
Über die ersten Sichtungen von Menschen mit Masken beim Kaufland schütteln wir verständnislos den Kopf, sagen aber natürlich nichts. Die Leute haben Angst. Daran sind sie allerdings nicht schuld. Wie weit dieser ganze Wahnsinn noch gehen wird, ahnen wir da noch nicht. Wie wohl auch sonst niemand.
Wohin?
Ende April sind wir mit allem fertig,was jetzt anstand, verabschieden uns von allen in der Firma und wollen los. Mittlerweile sind alle Grenzen dicht. Nicht mal rüber in die Bretagne kann man noch fahren? Irre! Wir fühlen uns wie im falschen Film. Also fahren wir erst mal nach Norden in die alte Heimat zu unseren Freunden. Beim Aufbruch zittert unsere Tankanzeige und wir….klappern. Hinten.
Meli fährt also noch mal eine Ehrenrunde mit Clemens, damit er sich das anhören kann. Ergebnis: Wir sind trotz 500 Litern Wasser und unserem ganzen Haushalt auf dem Rücken mit unseren 10,5 Tonnen Lebendgewicht zu Leicht für unsere Parabelfedern an der Hinterachse. Also klappern sie beim Überfahren von Bodenwellen. Manchmal. Damit müssen wir wohl zu leben lernen. Wir starten also zum zweiten Mal. Und kommen bis Allersberg. Denn es regnet. Das allein wäre nicht erwähnenswert, dass es in unseren Durchstiegstunnel tropft, allerdings schon. Wir überlegen schnell, ob wir noch mal umkehren, entscheiden uns dann aber anders, und bekommen bei den Jungs von KTSolutions die wir bei 4Wheel24 kennenlernen durften, schnelle Soforthilfe. Danke 🙂
Mangels Alternativen bei Hannover
Wir sind neugierig und rollen auf dem Weg zu unseren Freunden sogar noch mal an unserem alten Haus vorbei. Irre, wie sich das verändert hat. Es ist jetzt so ordentlich, dass es schon fast spießig wirkt. Anscheinend hat hier jemand wesentlich mehr Spaß an Gartenpflege, als wir jemals aufbringen konnten XD
Wir sind nun bei lieben Freunden vor dem Haus, sortieren noch dies und das aus und so vergehen die Wochen. Als es schließlich heißt, man kann wieder über Grenzen fahren, sausen wir wieder los in Richtung Slowenien. Denn dorthin haben wir eine ganz besondere Einladung bekommen, wie sie wohl auch nicht viele andere haben werden.
Bei Omnia in Slowenien
Die Folierung der Black Pearl hat eine Geschichte. Das Design stammt von Jenny und Steve von unserer Lieblingsband Omnia aus den Niederlanden die zu dieser Zeit gerade nach Slowenien gezogen sind. Als wir bei den beiden anfragen, ob wir ihr Design für die Black Pearl nutzen dürfen, bekommen wir die unerwartete Einladung nach Slowenien, denn die beiden wollen sich das ganze nun live ansehen.
Also fahren wir “eben mal kurz” nach Slowenien bevor wir nach Portugal weiterziehen. Wir haben einen wirklich sehr schönen Nachmittag dort, denn die beiden sind ganz besondere Menschen, mit denen wir über so vieles reden können, dass dieser Tag wie im Fluge vergeht. Danke für diese wunderbare Gelegenheit, euch kennenlernen zu dürfen.
Die Grenzen sind offen
Am ersten Juli 2020 öffnet Portugal seine Grenzen wieder ohne irgendwelche Hindernisse für Touristen, also reisen wir am ersten Juli 2020 nach Portugal ein. Denn schon in dieser Zeit sind wir instinktiv darauf bedacht, allen Irrsinn möglichst weiträumig zu umfahren. Das gelingt uns auch. Bis zum heutigen Tag haben wir alles was mit Irrsinn zu tun hat, vollkommen vermeiden können. Denn das geht für uns nicht mit rechten Dingen zu.
Wie sich später herausstellen wird, ist diese Vermeidungsstrategie mehr als förderlich für unsere Gesundheit. Nun, die Pearl könnte wieder mal etwas Wellness gebrauchen, also führt uns unser erster Weg in unsere Stammwerkstatt in Ponte de Sor. Darauf folgt ein Sommer im Land mit an manchen Stellen mit bis zu 45 Grad im Schatten.
An der Nordküste Portugals ereilt uns das erste Mal eine Verstopfung unseres Urinablaufes in den Tank und Luna wird undicht und braucht Tabletten dagegen. Kann man sich nicht ausdenken.
Amerika…
Natürlich sind wir an Amerika interessiert, denn langfristig wollen wir dorthin. Also sitzen wir natürlich bei der Präsidentenwahl im November 2020 vorm Bildschirm und verfolgen das Geschehen vor Ort, bis in die tiefe Nacht hinein. Ist die Welt noch in Ordnung als wir ins Bett gehen, verstehen wir am nächsten Morgen die Welt nicht mehr.
WIR fahren mal an die Algarve
Das muss man ja schon extra erwähnen, so besonders ist das. Denn diesen Riesenrummel um dieses Gebiet haben wir bislang tunlichst vermieden. Aber dieses Jahr ist alles anders. Es gibt weniger Reisende und somit ein kleines Plätzchen auf dem sonst immer vollen Stellplatz in Falesia für uns.
Aber irgendwie werden wir mit diesen Menschenmassen nicht so recht warm. Und so zieht es uns wieder weiter auf einen Hügel, von dem aus man einen schönen Blick auf das Hinterland der Algarve haben soll. Und Ruhe. Nun, als wir dort ankommen, steht da ein Wohnmobil. Ein Wohnmobil dessen Bewohner sogleich zu uns kommt, als wir weiter unten in sicherer Entfernung geparkt haben, nur um uns mit einem Blick auf Luna sogleich aufzudrücken, wie viel Angst seine Frau doch vor Hunden hat.
Und dass sie doch extra deswegen hier rumstehen weil das so ist. Aha. Und dass sie ja nun auch so ein Reisemobil wie wir wollen, weil sie ja mit ihrem Plastikkasten nicht überall hin kommen. Gähn. Wenn wir für diese Aussage jedes Mal einen Euro bekämen, könnten wir täglich essen gehen.
Nun, was soll ich sagen: Wir haben das ausgesessen. Ein paar Tage später war bei ihnen das Wasser aus und wir konnten auf den besseren Platz umziehen. Große Tanks lohnen eben. Und volle Lebensmittelschränke auch.
Pereiro
Mindestens eine Woche halten wir es oben auf dem Hügel dann noch bei bester Aussicht ganz ohne Gesellschaft gut aus. Dann soll ein mehrtägiges Fahrverbot kommen, was wir auf einem nahegelegenen aber nicht wirklich schönen Stellplatz aussitzen. Die Portugiesen verhängen in diesem Winter Fahrverbote über Feiertage und auch am Wochenende sollte man nicht Fahren.
Was das nun bringen soll ist uns zwar nicht klar, dennoch machen wir den Spaß mit. Als nächstes geht es wieder mal in Richtung Pereiro. Denn die Jungs und Mädels vom Blauen Elefanten wollen bald hier eintrudeln, dann wollen wir eine Weile zusammen reisen.
Weihnachten am Lieblingssee
In Pereiro hat man seine Ruhe. Meistens. Wenn nicht gerade seltsame Zeitgenossen mit reichlichem Nachwuchs in nächster Nähe parken, die vorher vom Tomatenstrand vertrieben wurden.
Und diese ihre weinenden Kinder nach einem Saufgelage am Vorabend dazu nötigen, mit Bierflaschen gefüllte Traktorreifen lautstark quer über den Platz rollen zu lassen. Ohne Worte. Team Blauer Elefant und wir fahren also zu unserem Lieblingssee im Norden um dort in Ruhe den Jahreswechsel zu verbringen. Denn an diese Plätze gelangt niemand ohne Allrad und genügend Bodenfreiheit. Entspannung, Lagerfeuer und Weihnachtsstimmung pur.
Hier halten wir es gut aus, bis alle Vorräte langsam zur Neige gehen. Und so endet unser drittes Jahr im Wohnmobil ganz in Ruhe.
Blütenpracht an der Algarve
Als Vanlifer im LKW leben – Wald und Wanderparkplätze sind fast immer prima für eine Übernachtung in ruhiger Umgebung geeignet
Weihnachten verbringen wir ruhig am Lieblingssee
2. Dezember 2020 bis 1. Dezember 2021 – Stellplätze für uns allein
Wir stecken im Sumpf – Vanlife wie aus dem Bilderbuch
Nach einem schönen gemeinsamen Weihnachtsfest endet 2020 quasi in einem absolut fulminanten Finale: Meli semmelt die Pearl im Sumpf fest. Oh weh. Selbst Team Elefant schafft es nicht, uns da rauszuziehen.
Nur dem unermüdlichen Einsatz dreier herbeigerufener Landwirte und ihrer Maschinen am Silvestermorgen haben wir es zu verdanken, dass wir den Silvesterabend wieder auf festem Boden stehend verbringen dürfen. Und der portugiesischen Rettungsgruppe “Atasquei e Agora”, die sich dafür begeistern können, andere Offroader mit geeinten Kräften aus Sümpfen zu ziehen.
Fortwährenden Dank dafür!
Und so beginnt 2021 viel besser, als 2020 endete. Die Pearl sieht jetzt natürlich aus wie ein Wildschwein. Eine Wäsche, gepaart mit Abschmieren wäre also dringend nötig. Und als wir dann später Joe von der Werkstatt erzählen wollen, was uns passiert ist, winkt er nur lachend mit den Worten “I know…” ab. Wir waren also schon Stadtgespräch…
Ab ans Meer
Nach all dem Schrecken will Team Elefant nun ans Meer und wir schließen uns an. Wir kennen da noch ein hübsches Plätzchen, dass um diese Jahreszeit nicht allzu frequentiert sein dürfte. Also ziehen wir nach einem ausgiebigen Einkauf zusammen los in Richtung Melides. Niemand ist hier. Wie erwartet. Nur ein paar Fischer kommen als Tagesbesucher fast täglich vorbei. Am Strand ist es absolut Menschenleer. Und so machen wir es uns eine Woche gemütlich. Das Wetter ist jedoch gemäß der Jahreszeit eher durchwachsen und kühl.
Mal wieder Algarve
Man soll es nicht für möglich halten, dass wir hier frieren. Wahrscheinlich haben wir uns an die warmen Temperaturen hier den Sommer über so sehr gewöhnt, dass wir nicht mehr wissen, was “kalt” eigentlich bedeutet. Nun, egal. Wir ziehen aus diesem Grund weiter in den Süden, wollen eigentlich auf einen Stellplatz, der aber leider voll ist, stellen uns ein paar Tage in die Pampa und kehren dann wieder nach Pereiro zurück.
Ein paar Lagerfeuer später wollen die Elefanten weiter in Richtung Algarve und wir mal wieder nach Costa de Lavos. Unterwegs hören wir von den beiden, dass der Falesia-Stellplatz so leer ist, dass sie schon auf der Straße angesprochen werden, ob sie einen Platz suchen (unglaublich). Und ich denke so bei mir, wenn es da schon leer ist, wie leer ist es dann erst in Costa de Lavos?
Costa de Lavos – erlaubtes Freistehen mangels Nachbarn
Die Antwort lautet: ganze zwei Wohnmobile stehen da. Nach zwei Tagen sind wir ganz allein. Nie vorher und auch nie mehr danach haben wir diesen Ort derart leer erlebt! (Ich nenne es erlaubtes Freistehen. Denn wir stehen nicht etwa deshalb frei um die paar Euronen für einen Stellplatz zu sparen, sondern weil uns die meisten Menschen einfach nerven. Könnte man einen ganzen Campingplatz für sich allein oder nur mit Freunden mieten, oder hätten Campingplätze Abstände von mehreren hundert Metern zwischen den Parzellen, würden wir sogar Campingplätze nutzen 😀 )
Ganze fünfzehn Tage stehen wir so. Und unterstützen das örtliche Restaurante vom Pedro – sie dürfen nicht öffnen weil totaler Lockdown – mit täglichem Abholen unseres Abendessens. Eine Win-Win Situation 🙂 Danach haben uns unsere Freunde den Mund mit ihrem leeren Falesia-Stellplatz einfach zu wässrig gemacht und wir fahren zu ihnen in den Süden.
Falesia
Nun sind wir also doch noch mal hier hergekommen. Wir stehen mit unseren Freunden vom Blauen Elefanten ganz hinten allein auf einem höher gelegenen Absatz des Stellplatzes. Und außer Spaziergängern und einer Schafsherde mit Hirten kommt hier niemand vorbei.
Der Spaziergang durch die Pinien in Richtung Meer ist einfach traumhaft schön. Wären da nicht die allgegenwärtigen Hinterlassenschaften der Schafe, die Luna in sich hineinstopft, bis es wieder von allein herauskommt. Nicht gut. Also darf sie nur noch am Strand ohne Leine laufen.
Bis fast Mitte April bleiben wir hier und lassen es uns gutgehen, danach ziehen wir mit den Elefanten weiter nach Spanien. Auch diesen Platz werden wir wohl nie wieder derart leer sehen, denn bei der Ankündigung des portugiesischen Lockdowns sind sie alle zurück nach Deutschland geflüchtet. Gut für uns.
Spanien und Frankreich
Beim Grenzübergang nach Spanien will man lediglich unsere Pässe von weitem sehen. Nach einigen Anfahrten auf weniger schöne Orte bleiben wir wieder mal mehr als zehn Tage an einem traumhaften und in der Woche wenig besuchten Strandabschnitt stehen. Danach wollen die Elefanten weiter Richtung Süden und wir schon so langsam in Richtung Norden reisen.
Wir besuchen die Tabernaswüste und Bardenas Reales – dieses mal bei allerbestem Wetter. Weil Frankreich zu dieser Zeit noch gesundheitsgefährdende Einreisevorschriften hat, schlagen wir uns über bergige Pyrenäenstraßen ins Land. Ohne jegliche Kontrollen. Es ist noch früh im Jahr und wir beschließen, einen Abstecher in die Bretagne zu machen.
Bretagne
Auf dem Weg zu unserem absoluten Lieblingsplatz entdecken wir dieses mal tatsächlich noch weitere schöne Plätze zum Stehen. Es gibt kaum ein Land, was mehr auf Wohnmobile und Vanlifer eingestellt ist, als Frankreich. Selbst direkt am Meer gibt es kostenlose Stellplätze.
Und als wir bei unserem Lieblingsplatz ankommen, stürmt und regnet es aus allen Rohren. Wir holen uns eine Pizza, stellen uns mit der Nase in den Wind und lassen es uns gutgehen. Manchmal kommt ein Wohnmobil daher, stellt sich in die Nähe, schaukelt wie ein Blatt im Wind….und fährt wieder. Zwölf Tonnen bringt eben nichts so schnell aus der Ruhe.
Kurzbesuch in Hasloch und ein Sommer bei Freunden
4Wheel24 hatte uns damals Wuchtsand in unsere Reifen gefüllt. Im Prinzip ist das gut, aber wenn man auch mal Luft ablassen muss, verklemmt sich der Sand gern mal im Ventil. Das sind dann die Momente, an denen Meli fürchterlich flucht. Also wollen wir nun auf Wuchtperlen umsteigen und finden auch eine Werkstatt die uns den Sand gegen die Perlen austauscht.
Vor dem Haus unserer Freunde bauen wir dieses mal endlich unseren so lange spazieren gefahrenen Grill ein und treffen uns wieder mal mit Tanja und Jörg, die mit ihrer Hummel dazukommen.
Die Normandie und schon wieder Bretagne
Uns hetzt ja niemand. Dieses Jahr wollen wir zwar über den Winter nach Griechenland reisen, lassen es uns aber trotzdem nicht nehmen, vorher noch mal über die Normandie in die Bretagne zu reisen. Ja, hier ist es auch schön, aber die Bretagne hat es uns einfach mehr angetan.
Wir haben bestes Wetter und machen es uns an unserem Lieblingsplatz gemütlich. Es ist wenig los und hier darf man draußen vor dem Restaurant auch ganz ohne irgendwelche irrsinnige Bescheinigungen essen gehen. Es gibt Muscheln und leckeren Cidre. Herrlich!
Quer durch Frankreich, Schweiz, Italien, Slowenien
Wir haben Anfang September 2021. Nun soll es aber wirklich langsam losgehen in Richtung Griechenland. Wir nehmen also eine Route quer durch Frankreich die wir so nie wieder nehmen werden. Aber wer weiss das schon. Mehr erprobte Stellplätze auf der Karte zu kennen, kann nie schaden.
Das nächste Land, durch das wir sausen ist die Schweiz. An der Grenze können wir den Zettel für die Schwerlastabgabe erwerben und müssen nun jeden Tag eintragen, den wir auf Schweizer Straßen fahren. Wir finden einen Parkplatz neben einer kleinen Kirche, die uns die ganze Nacht wachhält, ebenso verhält es sich mit dem ersten Parkplatz in Italien.
Kurz vor der Grenze nach Slowenien finden wir dann einen Stellplatz der eher das Prädikat “Ruhig” verdient. In Slowenien fahren wir wieder einen bekannten Stellplatz an…und bleiben stecken. Dieses mal nicht mit den Rädern, sondern in unserem Reisewunsch. Denn plötzlich wollen wir viel lieber wieder nach Portugal und Spanien. Na Toll. Also eiern wir wieder den ganzen Weg zurück. In Italien halten wir bei Bialetti´s formidablem Outlet an und kaufen uns eine wunderbare Kaffeemaschine.
Spanien und Portugal
Da wir dieses mal so ganz aus einer anderen Richtung anreisen, nämlich via Südfrankreich, müssen wir uns neue Übernachtungsplätze suchen. Der erste Platz in Spanien liegt ruhig am Rande eines Städtchens und unterhalb einer sehenswürdigen Burg. Alles gut soweit.
Nicht gut sind dann die Jungs und Mädels die nachts um drei ankommen und Halligalli machen. Und wieder ist es Rap….wenn es wenigstens mal Techno wäre… Wir fahren noch in dieser Nacht weiter, weil an Schlaf nicht mehr zu denken ist. Wenige Tage später, auf einem Stellplatz mitten in Spanien stoßen Ruth und Wolfgang zu uns. Wir haben uns eine ganze Weile nicht gesehen und haben einen sehr lustigen Abend. Unser Kupplungsnehmerzylinder ist defekt und so fahren wir – wieder mal – in Portugal als erstes unsere Stammwerkstatt an.
Und nach einigen Tagen Wartezeit am See ist auch dieses Problem gelöst. Die weiteren Monate gehen mit alten und neuentdeckten Orten ins Land, bis wir schließlich auf einer kleinen Halbinsel an einem Stausee landen.
Wir schlafen schlecht und es gibt seltsame Zufälle
Meli hat ständig Rückenschmerzen und auch meine Matratze ist mittlerweile durchgelegen. Wir suchen uns also einen Matratzenladen, wo wir mit dem Laster vorfahren können. Fündig werde ich schließlich in der Algarve. Denn sonst gibt es solche Läden entweder in großen Städten oder in großen Städten. Oftmals in Fußgängerzonen. Da passen wir definitiv nicht hin.
Wir machen uns auf den Weg in die Algarve, bestellen in dem Laden mollig dicke neue Matratzen und richten uns auf einem nahen Stellplatz für die Wartezeit bis zur Lieferung ein. Zufälligerweise (wobei ich nicht an Zufälle glaube) sind plötzlich Menschen bei uns auf dem Stellplatz, die wir gar nicht treffen wollen, weil wir inzwischen zu große Differenzen haben und wir diesen Stress nicht brauchen.
Die Begegnung entwickelt sich wie erwartet unangenehm, aber zum Glück kommt bald der Anruf, dass unsere neuen Matratzen abholbereit sind und wir können weiterfahren.
Zurück am Stausee
Wir sind Froh wieder unsere Ruhe zu haben und kehren für den Jahresausklang zum ruhigen Platz am Stausee zurück. Hier gibt es nichts und niemanden, unser Hund kann die kleine Halbinsel erkunden und wir haben wunderbarstes Wetter. Und schon ist unser viertes Jahr als Vanlifer im LKW auch wieder vorbei.
Nein, dieses Foto ist kein Photoshop-Experiment. Als wir in Costa de Lavos auf dem Stellplatz stehen, sind wir dieses mal ausnahmsweise ganz allein. Das ist wie Freistehen ohne Freizustehen.
In die Bretagne zieht es uns immer wieder.
Die typischen Hinkelsteine in der Bretagne – Asterix und Obelix lassen schön grüßen..
2. Dezember 2021 bis 1. Dezember 2022 – Portugal, Spanien, Frankreich, Deutschland, Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Griechenland
Ruhiger Jahreswechsel am See
Wir erfahren vom Team Elefant, die mit Bekannten über die Weihnnachts- und Neujahrstage in Costa de Lavos sind, dass dort zu Silvester wohl der sprichwörtliche Bär tanzt. Ihr kleiner Hund Leon hat wohl etwas Panik und ich male mir aus, wie das bei Luna wäre, wenn rund um unser Fahrzeug Silvesterböller gezündet werden würden.
Ich mag es mir nicht vorstellen. Denn schließlich macht sie nicht mal mehr Pipi, wenn irgendwo diese Krähenscheuchen auf Feldern ballern…auch wenn sie dringend muss.
Schließlich kommen die vier bei uns vorbei und wir verbringen ein paar schöne Tage zusammen. Natürlich wieder mit Lagerfeuer, denn wer könnte das besser machen als Team Elefant 🙂
Weiter nach Spanien
Das Wetter wird irgendwie durchwachsener und wir entschließen uns, mit Team Elefant zusammen nach Tarifa in Spanien weiterzuziehen. Denn das kennen wir noch nicht. Wenn es uns zu voll sein sollte, ziehen wir eben weiter. Wie es sich nach kurzer Zeit herausstellt IST es uns allen zu voll. Also geht es zum nächsten Platz. Hier hat es eine große Wiese wo man in Ruhe stehen kann. Ein älterer Herr kassiert eine freiwillige Parkgebühr, die wir gern bezahlen, denn dieser Platz ist wirklich angenehm.
Plötzlich stottert unsere Pumpe. Ich erinnere mich daran, dass das sein kann, wenn sie verdreckt ist und wir nehmen das Teil auseinander und reinigen es gründlich. Danach läuft alles wieder normal…bis das Stottern wieder anfängt. Nun, dann soll sie eben stottern, was hilft es.
Hier gibt es einen wirklich tollen Strand zum Spazierengehen und um dabei schöne Dinge zu finden. Allerdings gibt es auch Sturmtage. VIELE Sturmtage. Erst wollen wir das aussitzen, aber dann wird es uns doch zu heftig und wir ziehen an einen Strand im Norden um, wo wir uns für einige Zeit einrichten.
Freunde in Portugal
Wie wir erfahren, sind liebe Freunde von uns in Portugal am Meer. Also schlagen wir als nächstes diesen Weg ein und bleiben dort ein wenig, bis…ja bis die GNR kommt und sich an unseren Keilen und unserer Treppe stört. Nun, dieser Platz ist neu gemacht und trotzdem arg schief. Wir wollten also keine Löcher in den neuen Platz graben nur um gerade dort stehen zu können. Und wir können ja auch nicht hoch in den Koffer fliegen.
Leider sieht der Polizist dies als Campingverhalten an, knöpft uns 30€ ab und wir müssen wegfahren. Seltsamerweise können alle anderen bleiben. Tja, das Gegenteil von Gut ist Gut gemeint. Mittlerweile hat auch der Druckschalter unserer Pumpe komplett den Geist aufgegeben und wir müssen ihn tauschen, um wieder an Wasser zu kommen. Mit dem neuen Schalter brummelt die Pumpe ab und an – warum auch immer – auch, läuft allerdings einwandfrei, also belassen wir es dabei.
Weiter gen Norden
Wir nutzen die Gelegenheit und klappern die portugiesische Küste in Richtung Norden ab, denn es gibt hier so manchen schönen Platz, den wir noch nicht kannten. Bis wir schließlich über den Fluss nach Nordspanien einreisen. Ein paarmal links abbiegen und schon können wir mit Blick auf Portugal direkt am Fluss stehen. Auch Ruth und Wolfgang gesellen sich später noch zu uns. Eigentlich wollten wir daraufhin die Küste im Norden in Richtung Frankreich entlangfahren um noch einige schöne Plätze zu finden, dies gestaltet sich allerdings als etwas schwierig, einfach weil es an der Steilküste nur wenige Plätze gibt, wo wir mit unserem kleinen Auto gut hinkommen.
Von einer völlig fehlenden Infrastruktur für Wohnmobile will ich da gar nicht erst anfangen. Es ist irgendwie blöd. Ab auf die Autobahn Richtung Frankreich und keine Zwischenstopps mehr, so sieht dann der Rest von Nordspanien für uns aus.
Frankreich und Deutschland
Nach einer recht schnellen Durchquerung Frankreichs – aber nicht ohne einen Einkauf in einem der tollen Riesensupermärkte ganz ohne Maulkorb, denn den braucht man hier in Frankreich jetzt endlich nicht mehr – kehren wir mal wieder bei 4Wheel24 ein. Denn die Pearl braucht nun einen neuen Auspufftopf.
Bei der Gelegenheit offeriert uns Tobi das Angebot, hier nun endlich alles fertigbauen zu können, was seit 2020 unvollendet geblieben ist. Die Dusche zum Beispiel. Wir nehmen dankend an, besuchen zunächst unsere Freunde im Norden und verbringen dann von Ende Juni bis Anfang September mit dem Ausbau unserer Reste in Hasloch. Wir schaffen es tatsächlich, alles fertig zu bauen, was noch offen war. Jetzt haben wir eine Dusche 🙂 Was will Frau mehr!
Neue Problemchen
Zwischenzeitlich stellen sich alte und neue Probleme ein. Der Kühlschrank beginnt damit, sich mitten im Betrieb aus- und wieder einzuschalten. Anfangs nur selten, dann zunehmend öfters und wir fragen uns, was da wohl schiefläuft und ob das Gerät gerade wegstirbt. Trotzdem lassen wir ihn noch machen, da die Kühlung einwandfrei funktioniert und wir nicht wissen, was den Fehler verursacht. Und der Urinablauf unserer Trenntoilette ist trotz seiner 32 mm Durchmesser mal wieder total dicht mit Urinstein zugesetzt.
Warum schreibt eigentlich nie jemand von Separett oder andere Blogs darüber, dass diese Abläufe sich mit schöner Regelmäßigkeit alle paar Monate so sehr zusetzen, dass nichts mehr geht. Zum Glück haben wir Urinsteinentferner und können das Ding entblocken. Schön oder zweckmäßig ist das trotzdem nicht.
Abfahrt nach Süden: Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Griechenland
Endlich gibt es eine Mautbox für Camper, mit denen der geneigte Vanlifer in den entsprechenden Ländern einfach auf der “Überholspur” an den Mautstationen vorbeisausen kann. Nachdem wir in den vergangenen Jahren vergeblich versucht hatten, eine Mautbox für LKW zu organisieren.
Wir sind nun mal kein Transportunternehmen. Wir sausen durch Österreich und finden in Ungarn eine schöne Wiese an einem Fluss, wo wir eine Woche in der täglichen Gesellschaft freundlicher grasender Kühe verbringen. Auf dem Weg nach Rumänien ereilt uns an der Grenze ein vierstündiger Stillstand. Was ist geschehen?
Schwieriges Mautsystem in Ungarn
Das Mautsystem hat uns als LKW eingestuft (Logisch, von vorne kann man das ja nur bestätigen) und somit gehen bei den Grenzern alle roten Lampen an, als sie uns an der Grenze checken. Der freundliche Grenzer beschreibt einen Riesenhaufen Papier, um die Fälle alle aus dem System zu nehmen, trotzdem erreichen unseren Bevollmächtigten zu Hause später noch ellenlange Schreiben auf Ungarisch, dessen Übersetzung eine Katastrophe ist. Erst kommen zwei Einstellungen, dann eine Aufforderung 75€ zu zahlen.
Wir suchen uns kurzerhand über den Rechtsschutz einen deutschsprachigen Anwalt in Ungarn, der die Sache schließlich klarstellen kann. Nervig ist das trotzdem! Das ganze kommt daher, dass dort LKW Streckenpässe für LANDSTRASSEN UND AUTOBAHNEN kaufen müssen, während alle Wohnmobile – auch so große wie wir – nur eine Vignette für Autobahnen brauchen. Dann fotografiert dich das Mautsystem mit seinen allgegenwärtigen Kameras und BOOM.
Liebe Ungarn, bitte korrigiert das, denn so macht es keinen Spaß euer ansonsten sehr freundliches Land zu besuchen! Ein Check in wo alle Fahrzeugdaten im Mautsystem einmal hinterlegt werden und somit im System keinen Alarm verursachen, wäre prima und spart vielen Polizisten ganz viel Arbeit und Porto.
Stillstand in Rumänien
Nachdem die Spritleitung unserer Heizung gleich nach der Grenze von einer freundlichen MB-Werkstatt repariert wurde, wollen wir dort noch einmal hin, um unser nicht funktionierendes Kontrollicht für die hintere Differentialsperre überprüfen zu lassen. Acht Kilometer vor der Werkstatt haben wir plötzlich Druckverlust und kommen mit kaputten Nerven dort an.
Die nächsten Wochen verbringen wir dann statt irgendwo an schönen Orten, im Gewerbegebiet in Oradea. Bis endlich das richtige Teil für unser Fahrzeug gefunden ist, verursacht es einigen Stress, unsere Freunde mit denen wir eigentlich verabredet sind, zusammen durch rumänische Berge zu fahren, kommen und fahren wieder und dann können wir endlich weiter.
Da es einiges von unseren Ressourcen gekostet hat, und ein weiterer teurer Stillstand das Verbleiben in zu kalten Temperaturzonen bedeuten würde, fahren wir nun schnurstracks nach Griechenland weiter.
Bulgarien
Normalerweise brauchen auch Wohnmobile für jeden gefahrenen Tag in Bulgarien einen Streckenpass. Mal eben spontan Abbiegen, weil man etwas schönes sieht, ist dann nicht. Wir zum Glück nicht, denn gleich an der Grenze zu Bulgarien schaltet unser Wunderkasten von der DKV auf Grün. Juhu!
Wie sich später herausstellen soll, kostet es trotz des Aufpreises unserer Mautbox nicht mehr als ein Taschengeld von ca. 20€ einmal quer durch Bulgarien zu fahren. Passt! So lobe ich mir die Mautzahlung. Hört ihr das da drüben in Ungarn? 🙂
Wir müssen trotz der großen Straßen, die wir nutzen, noch über so manchen Berg fahren und erwischen hier eine Strecke, die so schön ist, dass es uns fast den Atem verschlägt. Die Straße schlängelt sich durch Wälder die in allen nur denkbaren Farben nach Herbst rufen.
Gepaart mit tiefhängenden Wolken, durch die hie und da die Sonne bricht, ergibt sich ein schon fast kitschiges Bild. Soo schön 🙂 Wir übernachten eine Nacht in Bulgarien. An einem Stausee wo Fischer massenweise Wohnwagen und Camper als Dauereinrichtung abgestellt haben. Haben wir so auch noch nicht gesehen, aber warum eigentlich nicht.
Finally. Griechenland!
Bei Regenwetter kommen wir recht zügig über die Grenze nach Griechenland und wollen gleich weiter ans Meer. Der erste Platz am Meer passt auch gleich. Es stehen ein paar Palmen und Wohnmobile auf einem Fleck – wir fahren fünfzig Meter weiter und haben dann weder Palmen noch Wohnmobile neben uns. Wir sind immer noch Platt. Platt vom ganzen Stress in Oradea und selbstverständlich auch von der doch anstrengenden Fahrt.
Also bleiben wir ein paar Tage hier und lassen uns sprichwörtlich hängen. Dann ruft der warme Süden uns wieder zu sich und es geht weiter. Ganz kurz vor dem Peleponnes übernachten wir praktischerweise genau vor einem sehr zu empfehlenden Restaurant, wo wir für den Abend einkehren. Wir bekommen von der sehr freundlichen Gastwirtin zum Abschied einen ganzen Beutel voller superleckerer süßer Granatäpfel geschenkt und fahren am nächsten Tag bis hierher an diesen schönen Platz.
Chillen?
Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass unsere Freunde, die nun allein die Berge Rumäniens besuchen wollen, das Gleiche Schicksal ereilt, wie uns in Oradea: Stillstand in einer Werkstatt wegen eines fehlenden defekten Bauteiles ihres Wohnmobils. Uff.
Diese Zeiten haben es nicht nur astrologisch in sich. Unser angeblich so unkaputtbares elektrisches Ablaufventil für den Urintank gibt jetzt den Geist vollständig auf und will nicht mehr öffnen, so dass Meli hellauf begeistert unter den LKW krabbeln muss, um es von Hand aufzuschrauben.
Das sind so Tage, die man unbedingt braucht. Dass wir den Urintank jetzt offen lassen und in unsere Tonne laufen lassen müssen trägt nicht unbedingt zum guten Geruch um die Pearl herum bei. Aber was hilft es? Zum Glück stehen wir hier alle weit auseinander…
Handlungsbedarf
Wir müssen nun also drei Dinge tun: Erstens unsere Toilette auf einen kleineren Innentank umbauen den wir dann täglich ausleeren und oft reinigen (wie ich schon weiter oben schrieb, NERVEN uns diese ständigen Verstopfungen und damit nötigen Unannehmlichkeiten mittlerweile einfach nur noch). Zweitens den Zulauf zum Urintank stillegen. Ende. Schluss. Aus. Vorbei. (Unsere Toilette ist ansonsten so perfekt konstruiert, dass man nicht mal während des großen Geschäftes etwas unangenehmes riechen kann, also wollen wir nicht auf irgendeine Fertigversion aus Plastik umsteigen.) Drittens muss ich aus zwei Beiträgen über unsere Trenntoilette jetzt einen aktuellen machen. Denn Rohrleitungen zur Urinableitung bei einer Trenntoilette können wir nun wirklich nicht mehr guten Gewissens weiterempfehlen.
Danke
Dies alles wäre niemals möglich gewesen, wenn unsere Familie nicht in einer so gleichen Frequenz wäre, sprich wir uns nicht dauerhaft so gut verstehen würden. Denn wir halten es zusammen auf engem Raum nicht nur “irgendwie aus”, wir genießen es sogar, so miteinander statt nur nebeneinander her leben zu dürfen. Uns ist klar, dass das nicht für jeden verständlich sein mag. Da tickt eben jeder anders und entgegen der landläufig vermittelten Narrative sind wir eben nicht alle gleich.
Da wir jetzt am heutigen Tag, unserem fünfjährigen Vanlife im Wohnmobil angekommen sind und Du tatsächlich den ganzen ellenlangen Text bis hierher gelesen haben wirst, bleibt uns nur noch, uns bei unserem treuen Leser und Zuseher – Dir! – für all die viele Aufmerksamkeit zu danken. Gefühlt haben wir in diesen fünf Jahren viel an schönen Orten herumgestanden, aber wenn wir all das was war, noch einmal Revue passieren lassen, ist es einfach unglaublich, was wir in all der Zeit alles erlebt haben.
Und weil das alles noch nicht genug ist, gibt es als kleines Sahnehäubchen noch ein ergänzendes Video zu diesem Beitrag. Wir wünschen Dir viel Freude beim Zusehen und freuen uns auf die nächsten fünf Jahre 🙂
Team Blauer Elefant besucht uns am See
Wir wollen den frisch gemachten schiefen Parkplatz nicht aufbuddeln und stehen auf Keilen.
Über die Brücke geht es weiter auf die Peleponnes
Luna in Tarifa
Fünf Jahre Vanlife XXL in nur einem einzigen Video!
Noch ein paar Statistiken gefällig?
Und weil es so schön ist, gibt es hier noch ein paar klitzekleine Statistiken zum Staunen:
In den letzten 365 Tagen:
Haben wir 2982 Liter Diesel verfahren
Für 5285 € getankt
Sind wir 11024 Kilometer gefahren, das sind im Schnitt 30,2 Kilometer am Tag
Seitdem wir die Black Pearl haben:
Ganze 40555 Kilometer gefahren
Haben wir 10276 Liter Diesel verbraucht, das sind im Schnitt 10,41 Liter pro Tag
Mussten wir 14460 € fürs Tanken ausgeben, das sind 14,65€ pro Tag
Haben sich unsere Räder ganze 11265 mal um sich selbst gedreht (bei einem Abrollumfang von 3,60m)
Wir leben jetzt 987 Tage in unserer Black Pearl.
Stay tuned
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