Der Durchstieg zum Fahrerhaus selbst gemacht
Erstellt am 25. Januar 2018
Zuletzt aktualisiert am 8. Oktober 2021
Wir haben den Durchstieg zum Fahrerhaus selbst gemacht. Allerdings hat uns das doch im Nachhinein gesehen so einiges abverlangt. Nicht nur, dass das Schneiden von Löchern in ein intaktes Fahrzeug uns unglaubliche Überwindung kostet, es ist für uns auch völliges Neuland. Zunächst holen wir uns Rat bei einem befreundeten Pärchen, Heidi und Willi, die bereits in ihrem Steyr 680 einen schönen und dichten Durchstieg realisiert haben.
Es ist gedanklich einfach erst einmal ein Riesenschritt, erst recht für zwei Menschen wie uns, die so gar kein Raumvorstellungsvermögen besitzen. Doch es lohnt sich, sich an den Selbstbau heranzutrauen!
Mutig fangen wir also einfach an, nehmen die Stichsäge in die Hand, bestücken sie mit einem frischen Alusägeblatt, und los geht´s!

Und … schwupps… war das Loch für den Durchstieg im Fienchen drin





Jetzt geht es ans Überlegen, wie es denn nun weitergeht.
Wir haben uns bei der Konstruktion nicht nur einen Kopf zerbrochen und wieder zusammengefügt. Letztendlich ist folgendes Konzept dabei herausgekommen:
Es gibt also erst einmal eine Skizze
- Außenwinkel
- Innenwinkel
- EPDM-Folie
- Winkel zum Befestigen der Folie
- Sechskantschrauben mit Muttern M6x50

Bevor wir jetzt weiterarbeiten können, müssen wir erst einmal dafür Sorge tragen, dass es nicht ins Loch hineinregnen kann. Denn schließlich befinden wir uns in Norddeutschland. Und hier regnet es immer. Besonders, wenn man es gerade überhaupt nicht gebrauchen kann. Hier kommt eine große Plane, gespannt über den vorderen Fahrzeugteil ins Spiel, die alle diesbezüglichen Probleme löst.

Nun muss das Material geplant und gekauft werden.
Der Durchstieg hat das Maß: 80×60 cm.
Folgende Materialien benötigen wir deshalb:
Fahrerhaus Innenseite:
- links: Aluminiumwinkel 30x30x2
- rechts: Aluminiumwinkel 30x30x2
- oben: Aluminiumwinkel 50x30x2
- unten: Aluminiumwinkel 30x30x2
Fahrerhaus Außenseite:
- links: Aluminiumwinkel 50x30x2
- rechts: Aluminiumwinkel 50x30x2
- oben: Aluminiumwinkel 30x30x2
- unten: Aluminiumwinkel 30x30x2
Befestigung der EPDM-Folie am Fahrerhaus:
- jede Seite Aluminiumwinkel 30x30x2
Koffer Innenseite:
- links: Aluminiumwinkel 30x30x2
- rechts: Aluminiumwinkel 30x30x2
- oben: Aluminiumwinkel 30x30x2
- unten: Aluminiumwinkel 30x30x2
Koffer Außenseite:
- links: Aluminiumwinkel 30x30x2
- rechts: Aluminiumwinkel 30x30x2
- oben: Aluminiumwinkel 30x30x2
- unten: Aluminiumwinkel 30x30x2
Befestigung der EPDM-Folie am Koffer:
- jede Seite Aluminiumwinkel 30x30x2
Warum EPDM-Folie?
Wir haben uns für EPDM-Folie entschieden, da sie zum einen sehr dehnbar und zum anderen UV-beständig und durchaus noch bezahlbar ist. Mit dieser Folie werden unter anderem Bedachungen gemacht und die Hersteller geben bis zu 20 Jahre Garantie. Dann kann das ja nicht so schlecht sein.
Nach Abwägung aller Faktoren ist es durchaus günstiger, “alle Jubeljahre mal” die Folie zu erneuern, als zu einem teuren Faltenbalg oder ähnlichen kostenintensiven Lösungen zu greifen, zumal das Anbringen eines neuen Folienstückes nun recht einfach geht.
Montage der einzelnen Winkel zum Befestigen der Folie:
- Zunächst wird der Winkel 1 mit Dekasyl MS-5 von außen an der Wand verklebt
- Danach wird der Winkel 2 mit Dekasyl MS-5 von innen an der Wand verklebt
- Nun wird Winkel 4 mit dazwischenliegendem Folienrest mittels Schnellspannern verspannt und geeignete Bohrungen 6mm durch die Winkel 2, die Wand, im Winkel 1, den Folienrest und Winkel 4 angebracht.
- Anschließend haben wir die Folie passend geschnitten, mittig markiert und oben mit dem Folienhaltewinkel angefangen zu befestigen. Danach die Seitenteile, zum Schluß die Unterseite.
- Überstehende Folienreste werden abgeschnitten, überstehende Schrauben werden abgeflext. Auf die Muttern sollen später einmal noch Mutternhüte aus Kunststoff montiert werden.

Wir sägen die entsprechenden Aluwinkel auf die entsprechenden Maße und kleben sie mit Dekaseal MS-5*
am Koffer fest. Während des Abbindeprozesses fixieren wir das Ganze mit Klemmen.

Anschließend wird alles mit Schrauben gesichert, was eine ziemliche Schweinerei ist, da das Dekaseal noch nicht vollständig durchgehärtet ist und somit unschön an den Seiten herausquatscht.

Dann nehmen wir die Befestigungswinkel für die Folie ab und klemmen selbige dazwischen. Wichtig ist, dass das offene Ende der Folie überlappend im unteren Teil des Durchstiegs liegt. So kann eventuell entstehendes Kondenswasser gut abfließen. Und fertig ist der selbst gemachte Durchstieg zum Fahrerhaus. Hier siehst du schon unser Endergebnis:

Und von der Seite sieht es so aus.

Die Folie ist jetzt seit April 2017 installiert und alles ist total dicht. Wir würden den Durchstieg ins Fahrerhaus immer wieder genau so selbst machen.
Der selbst gemachte Durchstieg zum Fahrerhaus: Unser Fazit
Der selbst gemachte Durchstieg zum Fahrerhaus war vom Einbau im Jahr 2017 bis zum Verkauf des Fahrzeuges im Jahr 2020 einwandfrei dicht. Es gab weder Risse noch Leckstellen im Material, weswegen wir dir diese Bauform immer noch wärmstens für deinen Eigenbau eines Durchstiegs empfehlen können. In unserem neuen Fahrzeug wurde Faltenbalg vom Fahrzeugbauer verbaut, der sich im Langzeittest dagegen erst noch bewähren muss.
Der Einbau der Teichfolie unter die Winkel ist in dieser Anleitung teilweise etwas “fummelig” und es ist besser, wenn du dir noch ein zweites Paar Hände zu Hilfe holst. Dann sollte der Einbau kein Problem mehr darstellen.
Wir wünschen Dir viel Erfolg beim Selbstbau deines Durchstiegs ins Fahrerhaus!
Lyggie & Meli
Roland | Jan 23, 2022 at 20:11
Perfekt. Danke für die anschauliche Dokumentation. So ähnlich werde ich es auch an meinem Atego machen.
Melia | Jan 23, 2022 at 21:34
Schön, dass unser Beitrag dir hat helfen können.
Markus Bruckner | Sep 4, 2022 at 14:06
Sieht super aus, ich werde das an meinem 90-16 wohl auch so machen. Müsst ihr das Führerhaus nicht ab und zu kippen? Dazu müsstet ihr die Verschraubung ja ab und zu lösen. Welche Folienstärke habt ihr benutzt?
Liebe Grüße aus Stuttgart von Markus
Melia | Sep 4, 2022 at 16:09
Moin Markus,
da scheint es ein Missverständnis zu geben. Den Durchstieg zum Führerhaus hatten wir in unserem ersten Fahrzeug, dem Fienchen, selbst gemacht (Steyr 680). Dort kann man das Führerhaus nicht kippen. Die EPDM-Folienstärke weiß ich nicht mehr genau, wir hatten aber das dickste Material genommen, welches es in der Bucht zu kaufen gab.
In der Black Pearl ist ein fertiger Faltenbalg verbaut.
Wir wünschen dir viel Erfolg beim Ausbau deines 90-16.
LG Meli