08-15

08-15 – (K)ein Tag, wie jeder andere

So langsam senkt sich die nächtliche Dunkelheit und die Morgendämmerung greift immer mehr Platz.

 

Ich bekomme das – mich noch im Halbschlaf wähnend – halbwegs unbewusst mit und öffne zögernd und auch ein wenig widerwillig meine Augen. Tatsächlich, die dunklen Konturen des Hügels, auf den ich blicken kann, heben sich schon deutlich vom nicht mehr ganz so dunklen Hintergrund ab.

 

 

Zwischen Meer und Morgenlicht

 

Von meiner Fußseite her höre ich die draußen sehr lauten Geräusche des Meeres, die jedoch nur gedämpft ins Innere unserer Black Pearl hereindringen. Die Wellen des Atlantiks schlagen unablässig und ziemlich wütend gegen den Strand. Sehen kann ich das Meer nicht, denn die Jalousien sind rundherum noch heruntergezogen, nur unser Schlafzimmerfenster ist an unserer Kopfseite nicht verdunkelt.

 

Es ist ziemlich kühl in der Black Pearl, was zu einem nicht unerheblichen Teil daran liegen dürfte, dass das Schlafzimmerfenster die ganze Nacht geöffnet war.

 

 

Die kühle Frische eines neuen Tages

 

Die Wetter-App hatte 4 Grad angekündigt und ich bin zufrieden, dass nicht alle 4 Grad haben ins Innere hereinkriechen können.

 

Ich bin wieder einmal froh, dass es immerhin 4 Grad sind und nicht, wie im Bereich Hannover -2 Grad. Oder gar, wie in Nordkanada mit -35 Grad. Aber im Grunde spielt es keine Rolle, denn wir hätten ja auch einfach das Fenster geschlossen halten können. Doch wir lieben frische Luft beim Schlafen.

 

 

Reibung erzeugt Wärme


 

Ich rappele mich zögernd auf, schließe das Fenster und taste mich zum Einstellpanel der Heizungen.

 

Nein, sie funktionieren wohl nicht durch Reibung, sondern durch das Verbrennen von Dieselkraftstoff, aber das immerhin sehr zuverlässig.

 

Ja, es ist kühl und ich entfessele die geballten insgesamt 4000W beider Heizungen in voller Höhe. Bereits nach wenigen Minuten wird es angenehm warm, kurz danach sehr angenehm warm, so dass ich die eine Heizung guten Gewissens wieder ausschalten kann.

 

 

Die Schlafmützen wachen auf


 

Luna räkelt sich wohlig in ihrem Körbchen und gähnt erst einmal herzhaft vor sich hin. Auch Lyggie hat mittlerweile ein – nein jetzt zwei Augen geöffnet und murmelt ein noch verschlafenes und darum kaum zu verstehendes “Guten Morgen”.

 

Der Tag hat offensichtlich auch für sie begonnen.

 

Nach der obligatorischen Morgentoilette verteilt Lyggie erst einmal den Inhalt des gefüllten Urinbehälter unserer Trockentrenntoilette an mehreren Stellen auf der Kuhweide, die direkt neben unser Parkstelle beginnt. Hier strullen auch die diversen Kühe und Pferde hin, so dass wir kein schlechtes Gewissen haben müssen, die Umwelt über Gebühr zu beanspruchen.

 

 

Luna ist mittlerweile auch wacher geworden und tapst noch unbeholfen hierhin bald, bald dorthin. Jedenfalls hat sie ein untrügliches Talent dafür entwickelt, ziemlich konsequent bei den morgendlichen Geschäftigkeiten im Wege zu stehen.

 

 

Auf Schatzsuche


 

Hier, ziemlich nahe der südlichsten Stelle Festlandspaniens, kann man nämlich über ziemlich viele Opercula, die am Fuß von Kreiselschnecken festgewachsenen Verschlußgebilde, stolpern und Lyggie hat sich vorgenommen noch einige weitere zu finden.

 

Deshalb macht sie sich in aller Frühe zusammen mit Luna auf zum Strand, um diese Kleinode zu suchen. Bei ihrer Rückkehr kann sie heute 10 Stück vorweisen und freut sich.

 

 
 

Heute gibt´s keine Brötchen


 

Jeden Morgen nimmt Elli, eine deutsche im Wohnmobil lebende Frau die im voraus bestellten Brötchen für andere Reisende entgegen, die von einem fahrenden Bäcker geliefert werden. Nur heute ist sie nicht am Platz, weshalb es keine Brötchen gibt und es nicht zuletzt deshalb kein Tag, wie jeder andere sein wird. Da wir unsere Obstvorräte gestern bei einem fahrenden Obst- und Gemüsehändler haben auffüllen können, wird es heute zum Frühstück mal wieder einen leckeren Obstteller geben.

 

 

Fliegen vertreiben für Anfänger


 

Dass es zwischenzeitlich kuschelig warm geworden ist merkt nicht nur die muntere Stubenfliege, welche sich bemüßigt sieht, immer im Kreis herumzuschwirren. Ich schalte die letzte verbliebene Heizung aus und mache mich daran, die Fliege in die Freiheit zu entlassen. Sie ist die erste Fliege, die uns in diesem Jahr um die Nase herumschwebt und verdient es daher, nicht befliegenklatscht zu werden.

 

 

Die Flucht der Stubenfliege

 

Doch so einfach ist das nicht. Sie setzt sich ab und an an ein Fenster und wenn ich das dann öffne, fliegt sie wieder los, schwirrt umher und sucht sich danach rein willkürlich entweder das gleiche oder ein anderes Fenster aus, um sich auszuruhen. Manchmal nutzt sie auch die Oberschränke. Ich verbringe also eine gewisse Zeit damit, der Fliege einen Weg nach draußen zu weisen, was mir letztendlich auch gelingt. Du weißt schon…. Karma und so.

 

 

Strandreiten


 

Von meinem Sitzplatz aus kann ich direkt auf die bereits zuvor beschriebene Weide schauen. Gerade jetzt kommt eine Gruppe aus vielleicht 8 Frauen an, welche sich sogleich um die auf sie zulaufenden Pferde bemühen.

 

Nach einer kurzen offensichtlichen Lagebesprechung mit dem Leiter dieser Gruppe heißt es aufsteigen und schon nach kurzer Zeit geht es hoch zu Roß los in Richtung Strand. Ich werde nie verstehen, weshalb es Spaß machen soll, sich auf dem Rücken von Pferden in schwindelerregenden Höhen der Gefahr auszusetzen, herunter zu purzeln und sich womöglich noch einen Arm oder anderes zu brechen.

 

Eben jenes ist mir nämlich als kleines Kind im Zoo Hannover passiert. Dort wurde ein (bedauernswertes) Pferd an einer Leine immer im Kreis herumgeführt. Man setzte klein Meli in den Sattel hinein und dieser drehte sich mitsamt mir vom Rücken auf die Bauchseite des Pferdes. Kopfüber konnte ich also die ungewöhnliche Aussicht eher weniger genießen. Vielleicht mag das ja zu meiner Scheu vor Pferden beigetragen haben. Wer weiß das schon? Immerhin ist mir zum Glück damals nichts passiert.

 

 

Kein 08-15 Breakfast in Espana


 

Zwischenzeitlich ist Lyggie mit ihrer Tagesausbeute an gefundenen Opercula vom Strand zurückgekehrt.

 

Da die Mittagszeit nunmehr schleichend Einzug gehalten hat, machen wir uns an die Arbeit, einen zünftigen Obstteller zuzubereiten. Mit allem, was dazu gehört. Doch sieh selbst!

 

 

Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber da läuft mir das sprichwörtliche Wasser im Munde zusammen. Ich wünschte, ich könnte dir den Geruch von den frischen, dunkelroten und gar wohlschmeckenden Erdbeeren zuschicken, wenn du diesen Blogbeitrag liest.

 

 

Return of the Hottehüs


 

Wow…. ich glaube, ich habe das Wort Hottehü noch nie irgendwo niedergeschrieben. Eine Premiere sozusagen.

 

Jedenfalls sind eben mehrere kleinere Reitergruppen zurückgekehrt. Allesamt müssen sie vor unserer Black Pearl vorbeireiten. Und durch die geöffnete Durchstiegesklappe kann man sehen, wie die meisten positiv reagieren, wenn sie den Namen im Schriftzug unseres Gefährts lesen. Meist zaubert er ein Lächeln in die Gesichter.

 

 

Buffta Buffta Buffta Buffta und immer so weiter


 

Nein, ich habe nichts gegen Techno-Musik. Jedenfalls nichts effektives 🙂 Nein, im Ernst. Ich mag die Musik eigentlich recht gerne anhören. Eine Zeitlang. Begrenzt sozusagen. Und dann wieder etwas anderes.

 

Aber hier auf dem Platz, nicht sehr weit entfernt, lebt ein Mann mittleren Alters in seinem Pkw. Dauerhaft. Und – so munkelt man – er soll auch dauerhaft hier auf diesem Platz in Südspanien stehen. Das alleine wäre ja kein Grund, darüber ein Wort zu verlieren. Doch findet sein Leben eben außerhalb seines Pkw statt. Und damit es da nicht so öde ist, hört er bei geöffneter Heckklappe Musik.

 

Techno. Von morgens bis abends. Jetzt nicht in einer Lautstärke, die den gesamten Platz beschallen würde, aber doch so laut, dass das stundenwährende Bassgedröhne irgendwann an den Nerven rüttelt. Erst ganz zaghaft, dann immer eindringlicher.

 

 

Wer mich kennt, weiß, dass ich ein sehr geduldiger Mensch bin. Sternzeichen Stier eben. Aber was zu viel ist, ist zu viel. Und so bat ich den Fahrer in meiner unnachahmlich charmanten Art und Weise, die Musik doch etwas leiser zu stellen, das ganztägige Bassgedröhne wäre sehr nervig.

 

Als Antwort wurde mir – immerhin auch sehr freundlich – entgegnet, dass

a) er abends ja schließlich ruhig sei

b) dieses hier ein Parkplatz sei und er das Recht habe, sich zu verwirklichen, er wohne schließlich hier

c) wir ja auf einen Campingplatz fahren können, wenn wir Ruhe haben wollen

d) er gestern neue Boxen eingebaut habe und diese einen wundervollen Klang hätten

e) er aber trotzdem die Musik leiser drehen würde.

 

Okay….. Ziel erreicht. Warum nicht gleich so?

Nun konnten wir bei wohligen 17 Grad und blauem wolkenlosen Himmel die nachmittägliche Sonne so richtig genießen

 

 

Windstille = Grillzeit


 

Hier am Ort, unweit von Tarifa, ist es sehr windig. Immer. Na ja, fast immer. Und der Wind hat die unschöne Angewohnheit, immer aus der Richtung zu kommen, aus der auch die Sonne ihre wärmenden Strahlen herüberschickt. Ich will damit sagen, dass es schon lange nicht mehr geheißen hat: “Hol den Grill heraus, es ist Grillzeit”.

 

Na ja, ich schweife ab. Heute jedenfalls ist der Wind fast zum Erliegen gekommen. Das mussten wir natürlich sogleich ausnutzen. Lyggie flitzte bereits heute Mittag zum nicht weit entfernten Fleischer und holte entsprechendes Grillgut. Jetzt noch schnell einen tollen Salat zaubern und dem Grillevent steht nichts mehr im Wege.

 

Ja, das wurde mal wieder Zeit. Nach Beendigung des Schmauses konnten wir noch ein wenig die untergehende Sonne genießen, bis es dann doch wieder so kalt wurde, dass wir uns vornehm ins Innere der Black Pearl zurückzogen.

 

 
 

Postproduction


 

Wenn du dich jetzt fragst, ob jeder Tag so oder so ähnlich abläuft, dann sei dir voller Ernsthaftigkeit gesagt, dass ich hier keine allgemeingültige Aussage treffen kann.

 

Es gibt bei uns Tage, an denen passiert recht viel, und es gibt Tage, an denen passiert wie in diesem Blogbeitrag beschrieben herzlich wenig. Es ist halt so, dass auch das Leben im Reisemobil manchmal eher langweilig ist.

 

Es gibt auch Tage – meist Fahrtage bei längeren Streckenabschnitten – da passiert noch viel viel weniger.

 

 

Und nun sitze ich hier vor dem Laptop und versuche, die Erlebnisse des heutigen Tages in sinnhafter Reihenfolge in die Tastatur zu hämmern. Irgendwie bestand der heutige Tag nur aus einer Aneinanderreihung von Banalitäten, die in ihrer Komplexität jedoch ein sinnvolles Tageswerk ergeben. Jedenfalls denke ich das.

 

Zumindest hast du jetzt einen klitzekleinen Einblick in unser aufregendes Leben erhaschen können….

 

Stay tuned … es bleibt spannend.

 


 

 

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1 Kommentar zu „08-15 – (K)ein Tag, wie jeder andere“

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